Frauen in prekären Lebensverhältnissen stärken
(Rut Kittel)
Das Pilotprojekt des Tübinger Arbeitslosentreffs e.V. zielt darauf ab Frauen zu stärken, die in prekären Lebensverhältnissen sind.
Prekär einerseits aufgrund von sehr knappen finanziellen Ressourcen, andererseits gekennzeichnet dadurch, dass die eigenen Bedürfnisse und Gefühle immer wieder auf der Strecke bleiben.
Frauen benennen die Probleme ihrer Arbeitslosigkeit oder ihrer „prekären“ Situation oftmals als selbst verschuldet, viele sagen, dass es ihnen schwer fällt sich abzugrenzen, sich zu behaupten und zu verteidigen, und dass sie so dankbar dafür sind überhaupt einen Job bekommen, dass sie oft bereit sind über ihre Kräfte zu arbeiten und das auch meist für sehr wenig Lohn.
Viele Frauen haben Erfahrungen mit Burnout und damit, dass sie sich viele Dinge nicht zutrauen. Dass sie auch zum Teil gar nicht wissen, was ihnen guttun könnte. Des Weiteren drücken sie das Bedauern aus, dass sie wenig Erfahrung damit haben etwas wertvolles zur Gemeinschaft beitragen zu können.
Im Projektzeitraum sollen beteiligte Frauen nun Stärkung durch individuelle Unterstützung, durch Workshops zum Thema Kommunikation und Selbstbehauptung/Selbstverteidigung, und den Austausch mit Frauen in einer ähnlichen Lage in der Gruppe bekommen.
In Einzelgesprächen bekommen sie die Gelegenheit, ihre persönliche Situation zu besprechen und ggf. Hindernisse gemeinsam aus dem Weg zu räumen (was hindert mich, wo will ich hin?). Dabei geht es auch um ganz praktische Themen wie Sozialleistungen beantragen, Behördengänge, Bewerbungen schreiben, Fortbildungen und Praktika organisieren.
In Gruppen-Workshops wird zum Beispiel geübt, wie Handlungsoptionen erweitern werden können, welche Glaubenssätze hinderlich sein können und wie sie Empathie für sich und ihre Situation entwickeln können.
Weitere Themen, denen sich die Frauen widmen wollen, sind:
- wie kann ich „nein sagen“ als etwas Positives erleben?
- Abgrenzung lernen aus Selbstliebe heraus
- Welche Gefühle und Bedürfnisse habe ich und welche haben andere: hilfreiche Kommunikations-strategien ausprobieren, die dazu führen, dass Gefühle und Bedürfnisse sein dürfen und Beachtung finden.
- Gelassenheit in Bezug auf Vorurteile, Kritik, Beurteilungen entwickeln
- Selbstbehauptung, Selbstverteidigung
- Wege zur Selbstempathie: wie gehe ich mit mir selbst um, wenn ich etwas „falsch“ mache … warum ist es vielleicht gar nicht „falsch“…?
- Fokus auf Stärken legen, ohne die Schwächen aus den Augen zu verlieren
Weitere gemeinsame Gruppenaktivitäten sollen Bedürfnisse erfüllen wie:
Solidarität erleben, Zusammen stehen, Verständnis kriegen und geben können, Erkennen, dass man nicht die einzige ist, Leichtigkeit erleben, Freude erleben, die ich nicht am Geld scheitert, Raum bekommen, um sein zu können, wie man gerade ist.
Mir persönlich ist es wichtig, dass das Projekt dazu beiträgt, Frauen zu ermutigen zu ihren individuellen Bedürfnissen und Gefühlen zu stehen, diese auszudrücken, und sich mit ihrem Sein ihrer Umwelt zuzumuten.
Dies, weil ich mir eine Welt wünsche, in der mitfühlendes, wertschätzendes Zusammenleben normal ist, Menschen sich authentisch austauschen und zur Erfüllung ihrer individuellen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer beitragen können und wollen.